Ästhetik

In meiner Malerei geht es um das Zusammenspiel von Farbe und Zartheit. Auf großem Format zähme ich meinen Ausdruckswillen, liefere mich dem Hier und Jetzt aus. Mit wildem Mut zur Farbe gehe ich heiter und furchtlos mit der Ungewissheit. Das ist der Grund, auf dem meine Monotypien stehen.

Künstlerinnen-
Statement_

Ich arbeite raumgreifend und liebe die große Spannweite. Als wesentliche Technik verwende ich eine Art von Monotypie, die nicht auf einen Abdruck zielt, sondern die ursprüngliche Druckplatte als Malwerkzeug nutzt. Durch Farbauftrag mittels Spachtel oder weiteren Utensilien entsteht ein eigenständiges Farbergebnis. 

Meine Arbeiten stehen in der Tradition des abstrakten Expressionismus. Emotion und Spontanität sind mir wichtiger als Perfektion, Ratio und Reglementierung. 

Ich interessiere mich für die sinnliche Wahrnehmung, das Wahrnehmen mit allen Sinnen: hören, schmecken, riechen – nicht nur, aber auch sehen, tasten. Meine Bilder weisen skulpturale Elemente, erhobene Texturen und Muster auf. Erhebungen wie Steighilfen im Gebirge, die einen erkennbaren Weg an der Steilwand erst ermöglichen. 

Meine Bilder sind Fluchtorte der Gegenwart: Sie bringen die Schönheit des unvollkommen Vollkommenen zurück in eine Welt, in der Quantität, Konsum und Realitätsvergessenheit der Alltag sind. Diese erschaffe ich auch für mich selbst, denn immer noch ist Frausein ein ernstzunehmender "Bedrohungszustand“. Hier und jetzt bedarf es der Räume, in denen Poesie, Schönheit, Farbe, Sinnenfülle, ja, persönliche Pracht im Alltag die Seele berühren können.

„Apropos
Brigitte Witzer…

Wie aufregende Ereignisse erscheinen Brigitte Witzers großformatige Bilder: Ein zitronengelbes Herz schwebt inmitten gelber Blüten, ein leuchtend roter Fleck umringt von rosa Blumen steht vor irisierend hellem Grund in Gold, oder – letztes Beispiel – eine massig grüne Form setzt sich ab von ihrer silbrigen Umwelt, verfolgt von kleinen grünen Flecken.

Vielleicht wird man der Kunst Brigitte Witzers am ehesten gerecht in einer poetischen Sprache, denn vor allem ist es eine Poesie der Farben, die die Künstlerin malend erzeugt, ein Mit-, Bei- und Gegeneinander von Farbklängen und Farbwerten. So entsteht Spannung, Ruhe und Dynamik zwischen den aus Farben entwickelten Formen, wenn sich diese im Bildraum begegnen. Ergebnis ist eine Intensität im Ausdruck, das konkrete Bezeichnen von etwas, das so bestimmt wie unbestimmt bleibt. Dies hört sich paradox an, ist aber in der Kunst und der Malerei Brigitte Witzers tatsächlich möglich. Damit kann sich ereignen, wonach wir lechzen, weil es rar ist: Schönheit als unmittelbare Erfahrung im Lebendigen.  […]

All dies, die Entwicklung eines abstrakten Bildraumes mit seiner Tiefe wie auch das Plazieren der Formen wird von der Künstlerin inszeniert und choreographiert: Ihre persönliche Vitalität spielt beim Malvorgang als Ausdruckintensität eine wichtige Rolle. Obwohl all dies keine Zauberei ist, kann so etwas entstehen, das zu verzaubern weiß – Gefühle und Geist werden angesprochen und erregt.

Dies liegt an den Farben und ihrem Zusammenklang, dies liegt auch an den Formen und den großen Formaten, doch vor allem entsteht solche Verzauberung durch die Inspiration dieser Malerei, die getragen wird von Brigitte Witzers künstlerischem Mut, ihrer zupackenden Energie und der lebendigen Erfahrung, die sie aufs Papier und damit in die Welt bringt.”

Auszug aus dem Editorial des Katalogs 2018, „Die großen Gesänge“ von Peter Funken, Autor und Kurator
Berlin, Juni 2018

Veröffentlichungen_

In der Presse_